Im folgenden sollen hier einige Hinweise zur guten Typographie und dabei besonders der korrekten Verwendung von gebrochenen Schriften gegeben werden. Bis auf einige generelle Hinweise werde ich mich hierbei auf eisenbahntypische Anwendungen beschränken.
Weiterführende Informationen zu Schriftsatz sowie Historie und Verwendung gebrochener Schriften finden Sie zum Beispiel unter den angegebenen Verweisen.


Bereits seit dem 15. Jahrhundert existiert im gesamten deutschen Sprachraum neben der lateinischen Schrift die heute auch als Fraktur bezeichnete deutsche Schrift. Dabei vereinigt der Begriff Fraktur die Gotische, die Schwabacher und die Frakturschrift.
Am 3. Januar 1941 erließ Martin Bormann im Auftrag Adolf Hitlers unter fadenscheinigem Vorwand ein Verbot für die von ihm als "undeutsch" angesehenen Schriften. Dieses einschneidende Verbot brachte sogar einige Zeitungen und Druckereien in große Schwierigkeiten, denn die deutschen Schriften wurde bis dato als Standartschriften verwand und nur selten internationale und wissenschaftliche Dokumentationen in lateinischer Schrift gesetzt.
Nach dem II. Weltkrieg konnte sich die deutsche Schrift, auch auf Grund der fehlenden Unterstützung der Politik, nicht mehr durchsetzen. Auch ist durch Unwissenheit und falsche Meinungsbildung der Medien die deutsche Schrift heute teilweise in Verruf geraten.
Leider haben viele Menschen, denen das Lesen und Schreiben der deutschen Schrift nicht mehr in der Schule gelehrt wurde, heute bereits Schwierigkeiten Texte in Fraktur zu entziffern.
Bedauerlich ist in einer Zeit, in der fast jeder sogar mindestens eine Fremdsprache beherrscht, der stetige Rückgang der Verwendung und des Interesses an der deutschen Schrift.
Dabei ist die deutsche Schrift durch ihre größere Anzahl der Buchstaben und Ligaturen besonders gut zu lesen und zeichnet sich durch ein harmonisches Schriftbild aus. Zu der besseren Lesbarkeit tragen auch die Vielzahl von Buchstaben mit deutlichen Ober- und Unterlängen bei.

Selbst erstellte Bahnhofsschilder, Ladenbeschriftungen, Hinweistafeln und zeitgenössische Werbung sind sicherlich die häufigsten Anwendungsgebiete, in denen der Modelleisenbahner mit dem Fraktursatz in Berührung kommt. So schön wie individuell und selbst gestaltete Schilder sind, um so peinlicher ist der spätere Hinweis eines Hobbykollegen auf grobe Fehler. Auch das Lesen von historischen Druckschriften und Unterlagen wird bedeutend vereinfacht, wenn man sich einmal kurz mit den Grundlagen der Frakturschrift vertraut gemacht hat. Gebrochene Schreibschriften, wie sie bis Anfang der 50er Jahre gelehrt wurden – so zum Beispiel die Sütterlin - benötigen jedoch etwas intensiveres Studium der Schrift und ihrer Gestalt.


Beim Mischen von Schriften sollte man mit viel Umsicht vorgehen. Durch die Mischung von unpassenden oder zu vielen Schriften kann der Gesamteindruck sehr schnell zerstört werden.
Für ein Dokument sollte man nie mehr als zwei unterschiedliche Schriften und Schriftgrade verwenden. Dabei wird die eine als Werkschrift und die andere als Auszeichnungsschrift oder für Hervorhebungen benutzt.
Die Schriften sollten einerseits nicht zu ähnlich, andererseits nicht zu unterschiedlich sein.
Frakturschriften vertragen sich im Allgemeinen recht gut mit Antiquaschriften.

Fremdwörter werden in Frakturtexten meist in Antiqua gesetzt.

Unterstreichungen sind nicht vorgesehen – sollen einzelne Wörter oder Textbereiche hervorgehoben werden, so geschieht das durch die Verwendung einer anderen (passenden) Schrift oder Schriftschnitt. Eine andere Möglichkeit der Hervorhebung ist die Schrift zu sperren.


Allerdings finden sich auch immer wieder in den Kursbüchern und Unterlagen der DB und DBAG fehlerhafte und von den Regeln abweichende Schreibweisen.


Antiqua: Serifenbetonte lateinische Schriften, z.B. Times New Roman
   
Fraktur:
   
Gotische Schrift:
   
Grotesk: Serifenlose lateinische Schriften
z.B. Arial
   
Ligatur:
   
Minuskel: Kleinbuchstaben (abgeleitet aus dem lateinischen Wort für klein)
   
Oberlänge: Bezeichnung für den Teil der Buchstaben, der über die Mittellinie hinausragt. z.B. h, l und d
   
Punkt: Typographisches Maß welches zur Angabe von Schriftgraden verwendet wird. Der typographische Punkt entspricht ca. 0,375 mm.
   
Schwabacher:
   
Serifen: Geschwungene oder rechteckige Endstriche einer Schrift. Schriften mit Serifen werden auch Antiquaschriften genannt.
   
Sperren: Beim Sperren wird der Zwischenraum zwischen den Buchstaben vergrößert.
z.B. zu empfehlen bei H e r v o r h e b u n g e n oder Wörtern aus V E R S A L I E N.
   
Typographie: Gestaltung eines Dokumentes mit Schrift, Linien, Bildern und Flächen.
   
Unterlänge: Terminus für den unteren Teil eines Buchstabens der die Grundlinie unterschreitet. z. B. g, p und q
   
Versalien: Großbuchstaben
   
Werkschrift: Auch Brotschrift genannte Grundschrift eines Schriftsatzes im Gegensatz zur Auszeichnungsschrift, welche bei Hervorhebungen und Überschriften verwand wird. Siehe auch mischen von Schriften
   

Quellennachweise:

Duden – Bibliographisches Institut Leipzig 1926
Kleiner Fraktur-Knigge – Gerda Delbanco, Bund f. Dt. Schrift und Sprache 2001
Mut zur Typographie – J. Gulbins, C. Kahrmann, Springer Verlag Berlin Heidelberg 1992
Archiv der dt. Bahnhöfe – E. Preuß, Gera-Nova-Verlag München 1996